Gebietskulisse

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Das Gebiet südliche Fischerstraße / Walter-Korsing-Straße liegt südlich des Stadtzentrums
und schließt sich an das städtebauliche Entwicklungsgebiet „Südöstliches Stadtzentrum“ an. Durch seine Lage zwischen dem Anger im Westen und der Alten Oder im Osten ist es stadträumlich attraktiv eingebunden. Das Gebiet wurde am 10.03.1994 als Sanierungsgebiet förmlich festgelegt.

Es umfasst eine Fläche von 5,54 ha. Seine Lage in unmittelbarer Nähe zum Kernbereich der Stadt, zum Bahnhof und zur Oder sowie die kleinteilige historische Bausubstanz ehemaliger Fischerhäuser mit bis ans Wasser reichenden Gärten haben das Gebiet zu einem begehrten Wohnstandort gemacht. Insbesondere durch das Engagement einiger Frankfurter Bürger und durch eine hohe Unterstützung aus der Städtebauförderung konnte dieses dramatisch vom Verfall bedrohte Stadtviertel in der noch verbliebenen Substanz erhalten und gefestigt werden.

Der Bereich Fischerstraße / Walter-Korsing-Straße ist geschichtlich der traditionelle „Fischerkiez“ der Stadt und gehört zu den ältesten Stadtteilen. Archäologische Funde aus der Stein- und Bronzezeit beweisen eine lange Siedlungstradition. Es wird vermutet, dass hier noch vor der deutschen Stadtgründung eine slawische Fischersiedlung bestand. Die städtebauliche Gestalt des Gebietes geht auf die frühere Dorfanlage mit zwei parallelen Straßen (heute Fischerstraße und Walter-Korsing-Straße) zurück, die durch mehrere Quergassen (Steingasse, Lehmgasse, Kellenspring) verbunden waren. Die Fischer hatten mit ihren Grundstücken östlich der Fischerstraße den notwendigen direkten Zugang zur Oder. Noch 1935 wohnten mit 17 Fischermeistern der überwiegende Teil der in Frankfurt (Oder) ansässigen Fischer in diesem Gebiet. Die heutige Walter-Korsing-Straße wurde im Zuge des Ausbaus der südlichen Stadterweiterungen Schritt um Schritt mit höheren und repräsentativeren Gebäuden bebaut.

Der historische Fischerkiez wurde jedoch schon in den 30er Jahren von umfangreichen „Neuordnungsplänen“ bedroht. So wurde von den Nationalsozialisten Ende der 30er Jahre ein Wettbewerb für ein „Gauforum“ ausgelobt, der den Fischerkiez durch monumentale Neubauten ersetzt hätte. Der Wettbewerb kam glücklicherweise nie zur Ausführung. Nicht viel besser sah die Zukunft des historischen Stadtviertels in der DDR-Zeit aus, da im Zuge des Ausbaus der Bezirksstadt Frankfurt (Oder) zu einer Hochschul- und Universitätsstadt ein großer Campus-, Sport- und Erholungskomplex östlich des Angers entstehen sollte. Aufgrund der sich verschlechternden wirtschaftlichen und finanziellen Situation in der DDR kam auch diese Planung mit Ausnahme des inzwischen wieder abgerissenen Gebäudekomplexes des Instituts für Halbleiterphysik nördlich des Sanierungsgebietes nicht zur Umsetzung. Allerdings waren bereits großflächige Abrisse erfolgt, welche die Umsetzung dieser Planungen vorbereiten sollten. Dies und die über Jahrzehnte vernachlässigte Sanierung der verbliebenen Bausubstanz führte dazu, dass Anfang der 90er Jahre ein dramatischer Substanzverlust drohte, der nur durch sofortige und umfangreiche Erhaltungsmaßnahmen aufzufangen war.

 

 

Eckdaten

Größe des Sanierungsgebiets: 5,54 ha
Einwohner: 163 (Nov. 1990)
Eigentumssituation: 49% in Privateigentum

Gebäudezustand:
Wohngebäude, gut erhalten: 0%
Wohngebäude mit kleinen Mängeln: 0%
Wohngebäude mit modernisierungs-
und renovierungsbedürftiger Substanz: 57%
Wohngebäude mit stark angegriffener Substanz: 23%
Wohngebäude mit mangelhafter
Substanz (unbewohnbar): 20%
gesamt: 100%