Interview mit Ulrich-Christian Dinse

Der zuständige Denkmalpfleger und selbst einer der ersten Bewohner nach Festlegung des Sanierungsgebietes spricht über 20 Jahre Stadtsanierung Fischerstraße.

Wie ist Ihnen die Fischerstraße zu Beginn der Sanierung in Erinnerung?

Mein heutiger Nachbar, der Stuckateur Müller, bestellte mich eines Abends im Sommer 1991 in die Fischerstraße, Höhe Steingasse. Da ich auf ihn warten musste, war ich zunächst nur einer Unmenge von Mücken ausgesetzt. Voller Stolz zeigte er mir dann sein kurz zuvor erworbenes Anwesen und berichtete von seinen Vorstellungen. Der rückwärtige Bereich des Grundstückes war eine Trümmerlandschaft. Am 18. Dezember desselben Jahres unterzeichnete ich den Kaufvertrag für das Nebenhaus, …eine vollkommene Ruine.

Gab es vor Festlegung des Gebietes als Sanierungsgebiet auch kritische Stimmen, die gegen eine Sanierung waren?

…nicht nur vor der Gebietsfestlegung. Ich kann mich gut an vorübergehende Passanten (ca. 1996) erinnern, also einer Zeit, als die ersten Häuser bereits fertiggestellt und schon bewohnt waren. Sie debattierten laut auf der Straße, dass es eine Schande wäre, öffentliche Gelder in die Ruinen zu investieren.

Was waren zu Beginn der Sanierung die größten Herausforderungen?

Bei dem traurigen Gesamtzustand des Gebietes stellte sich am Anfang die Frage, ob sich ausreichend Gleichgesinnte finden würden. Zum anderen die Finanzierung, keiner verfügte Anfang der 1990er Jahre über nennenswertes Eigenkapital

Wie sehen Sie die Fischerstraße heute nach 20 Jahren Sanierungstätigkeit und zahlreichen ergänzenden Neubauten?

Eine der beliebtesten Touristen Boulevards unserer Stadt, mit ländlicher Idylle im rückwärtigen Bereich zum Alt-Oder-Arm hin. Mit den Aktivisten aus der Anfangszeit bestehen auch heute noch gute nachbarschaftliche Beziehungen.

An welches Ereignis erinnern Sie sich aus den zurückliegenden 20 Jahren Sanierungstätigkeit am liebsten?

 Zum Einen an unseren Hauseinzug am 23. Juli 1996. Die Nachbarn hatten nicht daran geglaubt, da die Hauseingangstür und die Geschosstreppe noch fehlten. Sie begrüßten uns am Abend mit großem Getöse. Zum Zweiten, das Oderhochwasser 1997. Die Häuser bestanden ihre Bewährungsprobe, es gab keine ernstlichen Schäden. Wir haben gelernt, mit den zeitweiligen Überschwemmungen umzugehen.